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 Quick-Wins fürs Klima

Der Abschied vom Dieselbetrieb im ÖPNV geht auch mit dem alternativen Kraftstoff HVO. Fabian Deipenbrock von DB Regio Bus erklärt die Vorteile.

Ebenso wie Batterie- und Brennstoffzellenantriebe ermöglicht der Betrieb konventioneller Fahrzeuge mit dem alternativen Kraftstoff HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) den Abschied von fossilen Energieträgern. HVO wird aus biologischen Rest- und Abfallstoffen hergestellt, kann wie Diesel verwendet werden, verursacht in der Gesamtbilanz aber bis zu 90 Prozent weniger CO2-Emissionen. Im Schienenverkehr kommt HVO bereits zum Einsatz. Den Anfang machten Rangierloks, dann kamen die Lokomotiven und Triebwagen des Sylt Shuttle und Sylt Shuttle plus hinzu. Nun tanken auch die Züge in den Nahverkehrsnetzen „Aulendorfer Stern“ und „Ostalb-Bodensee“ statt Diesel den sauberen und nachhaltigen Kraftstoff.  

In der Busbranche ist das Thema HVO jedoch noch nicht so präsent, sagt Fabian Deipenbrock, Projektleiter Alternative Antriebe bei DB Regio Bus – und erläutert im Interview die Gründe dafür und die Vorteile von HVO.

Fabian_Deipenbrock
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RegioSignaleBlog: Herr Deipenbrock, woran liegt’s, dass HVO in der Regionalbusbranche noch kaum eine Rolle spielt?  

Fabian Deipenbrock: Wasserstoffbusse und Batteriebusse stehen einfach so stark im Fokus, dass HVO kaum wahrgenommen wird. Hinzu kommt, dass HVO fälschlicherweise oft mit Biodiesel in einen Topf geworfen wird. Bei dem aus pflanzlichen Reststoffen und Abfällen hergestellten HVO gibt es keine Konkurrenz zwischen Tank und Teller, zwischen Nahrungsmittelproduktion und Kraftstoffherstellung. Die Klimaschutzwirkung von HVO ist erheblich größer als bei Biodiesel, das fossilem Kraftstoff in der Regel ja nur beigemischt wird. Und die Motorenverträglichkeit ist exzellent. 

RegioSignaleBlog:  Allerdings sind Verbrennungsmotoren keine Technologie für die Zukunft.

Fabian Deipenbrock: Richtig. Anders als Brennstoffzellen- und Batteriebusse ist ein Betrieb von Verbrennungsmotoren auch mit HVO nur eine Lösung mit begrenzter zeitlicher Reichweite. Trotzdem hat sie eine Reihe von Vorteilen. Vor allem ist sie mehr oder weniger aus dem Stand heraus umsetzbar. Fahrzeuge mit alternativen Antrieben haben zum Teil erhebliche Lieferzeiten. Mit HVO lassen sich dagegen im Einsatz befindliche Flotten mit minimaler Vorlaufzeit klimafreundlich betreiben. Das bedeutet Quick-Wins für den Klimaschutz.   

RegioSignaleBlog:  Zu welchen Kosten ist das realisierbar?  

Fabian Deipenbrock: HVO ist zwar teurer, aber nicht wesentlich teurer als konventioneller Dieselkraftstoff. Und wenn vorhandene Flotten mit HVO betrieben werden, fallen für die Fahrzeugbeschaffung keine Kosten an. Notwendig ist möglicherweise eine zusätzliche Tankstelle, falls keine bestehende Tankstelle auf HVO umgestellt werden kann. Busse mit alternativen Antrieben müssen generell neu beschafft werden und sind zwei- bis dreimal so teuer wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Hinzu kommt eine relativ aufwändige Infrastruktur, also Ladesäulen oder eine Wasserstofftankstelle. Das Verhältnis zwischen eingesetzten Mitteln und erzielter Klimaschutzwirkung ist bei HVO derzeit mit Abstand am besten.

RegioSignaleBlog:  Konventionellen Bussen traut man kaum zu, dass mit ihnen in der Gesamtbilanz CO2-Einsparungen von 90 Prozent gegenüber Diesel möglich sind. Erschwert das die Umstellung auf HVO? 

Fabian Deipenbrock: Batterie- und Wasserstoffbusse haben sicher einen anderen Imagefaktor. Einem herkömmlichen Bus sieht man dagegen nicht an, wenn er mit HVO betrieben wird. Weil das so ist, muss man es sichtbar machen. Ich bin sicher, die Fahrgäste werden es honorieren, wenn der ohnehin schon umweltfreundliche ÖPNV auch mit HVO noch umweltfreundlicher wird. HVO kann für einen begrenzten Zeitraum ein zentraler Baustein der Dekarbonisierung des ÖPNV sein. 

Im Rahmen der Initiative „Linie: Zukunft“ bietet Fabian Deipenbrock am 13. September einen „Impuls-Nugget“ zum Thema HVO an. Die digitale Session beginnt um 12 Uhr und dauert eine halbe Stunde. Hier anmelden!