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 „Podcasts sind das ideale Medium“

ÖPNV kann kompliziert sein. Das Leipziger Start-up Vesputi bringt ihn im hauseigenen Podcast unterhaltsam auf den Punkt. Co-Gründer Linus Frank erklärt, wie’s geht.

RegioSignaleBlog: Ich habe gerade nochmal in die Nullnummer Eures Podcasts reingehört – und gelernt, dass Euer Mobilitätsfunk kürzlich zwei Jahre alt geworden ist. Glückwunsch! 

Linus Frank: Ja, die Zeit ist schnell vergangen und in den zwei Jahren ist viel passiert. Als wir gestartet sind, waren Podcasts in der Mobilitätsbranche noch nicht so weit verbreitet. Mittlerweile gibt es eine ganze Menge davon. 

RegioSignaleBlog: Inzwischen habt Ihr rund 70 Folgen produziert, obwohl Ihr auch noch einen Blog und einen Newsletter im Programm habt. Warum sind Euch Podcasts so wichtig?  

Linus Frank: Unser Hauptanliegen bestand und besteht darin, spannende Informationen zum Thema vernetzte Mobilität zu sammeln und bereitzustellen. Einerseits um unser eigenes Wissen zu erweitern und zu vertiefen, andererseits aber auch für ein interessiertes Publikum. Gleichzeitig hatten wir von Anfang an die Idee, die Vernetzung der Branche voranzutreiben, indem wir mit Leuten sprechen, die im Zentrum des Mobilitätswandels stehen. Podcasts sind dafür das ideale Medium. 

RegioSignaleBlog: Ihr habt viele Zuhörer:innen, also offensichtlich einen Nerv getroffen. Wie erklärt Ihr Euch das? 

Linus Frank: Natürlich hatten wir gehofft, mit unserem Podcast auf Interesse zu stoßen. Aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass es so groß werden würde. Vermutlich ergeht es vielen ähnlich wie uns – es fällt nicht immer leicht, dieses superkomplexe Ökosystem ÖPNV in all seinen Facetten zu verstehen. Mit unseren Podcasts kriegen wir das hin, weil wir das nötige Knowhow leicht verdaulich in zwanzig, dreißig Minuten vermitteln. Das gelingt, indem wir spannende und exklusive Gesprächspartner:innen einladen, mit überschaubarem Aufwand informativen Content produzieren und so die Vernetzung innerhalb der Branche vorantreiben. 

RegioSignaleBlog: Der Fokus auf Vernetzung und Community ist bei Euch kein Zufall, sondern Prinzip: Eure ​Mobilitybox​ bringt beides operativ auf den Punkt, indem sie Verkehrsbetriebe und Unternehmen miteinander vernetzt.  

Linus Frank: Hundertprozent. Wir stehen voll hinter dem ÖPNV, ​und haben​​ ​immer wieder festgestellt, dass viele Unternehmen zwar gerne mit dem ÖPNV zusammenarbeiten würden, es aber nicht können, weil ihnen die technischen Zugangsmöglichkeiten fehlen. Also haben wir eine Lösung mit einer standardisierten Schnittstelle für Dritte realisiert, die Unternehmen den Zugang zum ÖPNV-Angebot ermöglicht und ​Verkehrsbetrieben​​ ​neue Vertriebskanäle im B2B-Geschäft erschließt – die ​Mobilitybox​​.​ Wir sehen darin aber nicht nur einen Vorteil für die beteiligten Unternehmen und Verbünde, sondern auch einen Hebel, den ÖPNV insgesamt zugänglicher zu machen und seine Rolle für die Verkehrswende zu stärken. Angesichts der enormen CO2-Emissionen, die vom Verkehr ausgehen, ist das auch dringend nötig.  

RegioSignaleBlog: Kannst Du an einem Beispiel erläutern, wie die ​Mobilitybox​ funktioniert? 

Linus Frank: Ein aktuelles Beispiel sind die ​a&o​​ ​Hostels in ​der Region ​Köln und Bonn​ (VRS)​, die kürzlich unsere ​Mobilitybox​​ ​in ihr System integriert haben. Bucht ein Gast über deren Online-Plattform ein Zimmer, stellt die ​Mobilitybox​​ ​automatisch eine Auswahl des örtlichen Ticketangebots bereit und der Gast kann sich ​zukünftig ​sein Wunschticket direkt auf​ dem​ Smartphone ​anzeigen lassen​. Um den Prozess für die Buchenden so einfach wie möglich zu halten, beschränken wir das Angebot auf Einzelfahrscheine und Tagestickets. Die Tickets selbst werden aber nicht von uns, sondern ​im Namen​​ ​der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft verkauft, die beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg angesiedelt ist.  

RegioSignaleBlog: Wenn es ums Data-Sharing geht, halten sich Unternehmen und Behörden hierzulande oft und gerne zurück. Wie erlebt Ihr die ÖPNV-Branche? 

Linus Frank: Da hat sich in den letzten zwei Jahren viel getan. Das geht auch aus unserer ​​​oTick​-Studie hervor, in der wir Verkehrsbetriebe zum Status ihres digitalen Vertriebs und zu ihrer Bereitschaft befragt haben, Tickets auch über andere Unternehmen zu vertreiben. Es gibt da zwar graduelle Unterschiede zwischen den Verkehrsbetrieben, generell sind sie heute aber viel offener dafür und sehen in solchen Vertriebswegen auch neue Chancen. 

RegioSignaleBlog: Woher kommt der Meinungsumschwung? 

Linus Frank: Die Pandemie und das 9-Euro-Ticket haben viel bewegt. Beides hat klargemacht, dass die Branche mit der Digitalisierung längst nicht so weit ist, wie sie gerne wäre. Tatsächlich sind selbst  einfache Reaktionen auf sich verändernde Kundenbedürfnisse kaum möglich, weil die Systeme im Hintergrund nicht flexibel genug sind, um neue Produkte und Kanäle in der gebotenen Geschwindigkeit zu realisieren. Das gilt übrigen​s​ auch für den digitalen Vertrieb der Deutschlandtickets. Mit einem einfachen Hintergrundsystem wie der ​Mobilitybox​​ ​könnten Verbünde und Verkehrsunternehmen hingegen schnell loslegen. 

RegioSignaleBlog: Noch mal zurück zum Mobilitätsfunk: Was war für Euch inhaltlich das Highlight dieses Jahres und was wäre ein möglicher Kandidat für das Nächste? 

Linus Frank: Spontan fällt mir der Deutsche Mobilitätskongress ein. Wir waren dort Medienpartner, haben dutzende von Teilnehmer:innen zum Beispiel danach gefragt, was die Verkehrswende für sie bedeutet oder die größten Herausforderungen für den ÖPNV sind. Die zusammengeschnittenen Antworten haben wir dann als Podcast publiziert. Das hat nicht nur  viel Spaß gemacht, ich finde die Bandbreite der Antworten auch sehr spannend. Was das kommende Jahr betrifft, spielt das Deutschlandticket sicher eine zentrale Rolle, weil es den ÖPNV und das Mobilitätsverhalten revolutionieren wird.  

RegioSignaleBlog: Letzte Frage: Es gibt gefühlt Millionen von Podcasts. Warum soll man Euren abonnieren? 

Linus Frank: Weil der Mobilitätsfunk vielfältige und authentische Einblicke in die Mobilitätwelt bietet wie kein anderer und sich unserer Hörer:innen dadurch eine fundierte eigene Meinung bilden können. 


Den Podcast Mobilitätsfunk gibt es hier.